Donnerstag, 21. September 2017

Fragen

Dunkelheit umgibt uns, immer wieder unterbrochen von den Scheinwerfern entgegen kommender Autos. Vermutlich auch voll bepackt mit Reisegepäck und froher Erwartung - denn die uns entgegen kommen fahren gen Süden, zu den Stränden, Buchten, Wasser und Sand. Voller Vorfreude auf erholsame Urlaubstage.

Wir sind schon auf dem Rückweg, auf der Rückbank drei schlafende Kids - die auf der Hinfahrt vor Aufregung und Freude kaum ein Auge zugemacht haben,  schlaffen jetzt tief und fest. Später werden sie behaupten, dass sie überhaupt nicht schlaffen konnten, aber jetzt hört man nur ruhigen Atem, ab und zu vom Schnarchen unterbrochen.
Mein Mann und ich reflektieren einmal das Erlebte, was haben wir im Gepäck?
Auf jedenfall eine neue Erfahrung, neue Sprache, neues Land, neue Landschaft. 
Von vielen begeisterten Urlaubsberichten angesteckt haben wir uns, entgegen unserer Regel, entschieden diesmal auch nach Kroatien zu fahren.
Nach Gewohnheit Sommer Italiener, schon einweing mit Sprache und Umgebung vertraut, haben wir es diesmal gewagt neue Gebiete zu erobern.
Jetzt, auf dem Rückweg, müssen wir feststellen - Eroberungen kosten Kraft, Gewohnheiten sind doch erholsamer.



Begründet auf den Herausforderungen des Lebens suchen wir Erholung.
Erholung von den Anforderungen des Alltags, ohne viele Entscheidungen, ohne Auseinandersetzungen, ohne neue Erkundungen - einfach nur alt bewährtes, schon bekanntes, einfach entspanntes.  Und wenn Kroatien durchaus eine Reise wert ist, haben wir genau das vermisst.

Das Leben heutzutage ist so voller Entscheidungen, dass ich einfach nur noch müde bin immer wieder welche treffen zu müssen, und die fragen die mir das Leben stellt reißen nicht ab. Kaum ist man zu Hause angekommen sind sie wieder präsent und fordern meine Aufmerksamkeit.

Wird unser Jüngster die notwendig gewordene Schuljahr-Wiederholung gut wegstecken?
Werden sich neue Freundschaften ergeben, und die erhoffte Entspannung im Punkt Schulische Leistung?
Wird die Große sich in einer neuen Stadt, neuen Uni, und mit neuer Mitbewohnerin gut einleben?
Schaffen die anderen Beiden den erhofften Abschluss?
Wo muss ich sie mehr unterstützen?


Als Mutter ist es mein Job mir Gedanken (ich wähle bewusst dieses Wort, denn Sorgen sind schon so negativ behaftet) zu machen, auch wenn ich immer weniger Einfluss nehmen kann auf das Leben meiner Kinder.  Ich kann ihnen nicht alle Steine aus dem Weg räumen und auch nicht vor Enttäuschungen und Verletzungen bewahren. Auch wenn ich mich da oft Ohnmächtig fühle, muss ich akzeptieren, dass meine Kinder ihr Leben zunehmend selbstständig gestalten.


Zudem steht für uns als Familie, nach 15 Jahren im Eigenheim, ein Umzug an. Frei gewählt und seit langem gewünscht hat endlich der Verkauf unseres Hauses geklappt und auch das gewünschte Ziel, ein ruhig gelegenes Haus im Vorort, scheint in greifbare Nähe gerückt zu sein.
Und schon überrollen mich die Entscheidungen!
Eine neue Küche soll es diesmal werden, aber ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so stressig sein kann diese auszusuchen und zusammen zustellen. Für jede Kleinigkeit muss eine Entscheidung getroffen werden: Design, Form, Farbe, Funktionalität, Küchengeräte, Marken, Besteckkästen und, und, und...
Nach mehreren Terminen und noch mehr Telefonaten ist die Küche endlich bestellt, und dann - bricht der kalte Angstschweiß aus - ich habe doch noch etwas vergessen, und vielleicht sollte das eine oder andere doch nochmal geändert werden???  Meine Angst etwas falsch zu machen besonders bei großen oder teuren Entscheidungen holt mich mal wieder ein. Und ich muss mir sagen, "Es ist jetzt gut wie es ist und es ist nicht für die Ewigkeit! " - "Ahhh, aber es wird mich wurmen wenn es nicht perfekt ist!"  Okay, tief durchatmen und entspannen. Wenn es erstmal fertig ist mache ich das Beste draus. Zumindest ist die Entscheidung jetzt vom Tisch!

Doch von Entspannung kann noch keine Rede sein, denn hinter der nächsten Ecke wartet schon die nächste Frage auf mich:
Wie geht es mit dem Job weiter?
Mittlerweile seit einem Jahr arbeitsunfähig, drängeln die zuständigen Instanzen nach Entscheidungen.
Welche Perspektiven gibt es?
Ich kann es einfach noch nicht sagen. Wenn schon der einfache Familien Alltag mich immer wieder an meine Grenzen bringt, wie soll ich denn da auch noch den Job wieder integrieren?
Da war das Küche aussuchen ja schon fast Entspannung, wenn ich mir vergegenwärtige welche weitreichende Entscheidung ich noch zu treffen habe.
Doch auch das ist nicht für die Ewigkeit!

Manchmal frage ich mich ob die Fragen des Lebens mit der Zeit wichtiger werden die Entscheidungen bedeutender, dass es mir zunehmend schwerer fällt diese zu treffen. Oder ist es das Alter ;-) schließlich habe ich ja die 40 geknackt.
War ich in jüngeren Jahren recht schnell damit Entscheidungen zu treffen, merke ich jetzt im öfter, dass ich diesen gerne aus dem weg gehe oder sie an Andere zu delegieren versuche.  Einfach beim Gewohnten zu bleiben ist auch eine Methode diese zu umgehen. Deswegen auch der feste Entschluss nächstes Jahr wieder die schon bekannte Wohnung im vertrauten Urlaubsort zu wählen. Gewohnheiten sind nun mal entspannter!

Aber vorher muss ich ertst noch den Inhalt eines Einfamilienhauses mit Keller und drei Garagen in Kisten verpacken. Das wird noch manch eine Frage aufwerfen (Woher ist denn das und wem gehört es?)  und noch viele Entscheidungen ( Braucht das noch jemand oder kann das weg?)  fordern.
Und eine neue Angstattacke wird sich wohl nicht vermeiden lassen, wenn der Umzugstermin näher rückt, das Ende an vorhandenen Kisten sehr nahe ist aber an zu verpackenden Dingen kein Ende findet. Und dann noch die vielen Entscheidungen, wo das alles wieder hinein soll.
Es wird definitiv noch spannend, und vielleicht habe ich beim nächstenmal schon ein paar Antworten zu meinen Fragen.

Die Zeit wird es zeigen!