Dienstag, 16. August 2022

Ein Hoch auf die Unvollkommenheit

In der heutzutage so wichtig gewordenen Sozialmedia Welt wird überall das Schöne, Strahlende und Vollkommene gefeiert. Wir posten das kreativ angerichtete Essen im Restaurant, den schön gepflegten Garten, den tollen Urlaubsort, das schicke neue Kleid oder Auto...

Selten findet sich da ein Bild vom misslungenen Mittagessen, dem wuchernden Unkraut im Vorgarten, dem täglichen Alltags Einerlei, oder dem Abend vor dem Fernseher im ausgeleierten Jogginganzug. Das will ja auch keiner sehen wird der ein oder andere von euch jetzt denken. Mag sein, dass das unattraktiv ist, und doch verfälscht es oft den Eindruck den wir gewinnen. Denn ist es nicht so, dass wir uns oft im Minderwert wiederfinden weil es bei uns oft gerade die glanzlosen Dinge sind die überwiegen. Und das scheinbar immer tolle Leben der andern weckt den Neid in uns, und verführt uns dazu dem immer Besser, Schöner, Toller nachzurennen, anstatt das mit Dankbarkeit zu betrachten was wir haben.

In einem Gespräch über die von mir geposteten Bilder auf solchen Seiten, sagte mir eine Person: "Ihr seid aber auch ständig im Urlaub, Du und dein Mann." - Ich stutzte und musste dann schmunzeln. Denn es waren lediglich Fotos von gemeinsamen Spaziergängen in Nachbarschaft und näherer Umgebung. Wenn man da nicht weit entfern eine Heidelandschaft in einer Sandgrubbe hat, kann schnell der Eindruck entstehen man wäre in der Lüneburger Heide (die ich persönlich noch nicht gesehen habe) unterwegs.

Diese Aussage brachte mich dazu mal darüber nachzudenken was wäre wenn wir neben unseren Highlights auch mal den schlichten Alltag oder, ganz mutig, auch mal die Patzer herzeigen würden. Das noch nicht vollkommene und ausgereifte sondern das noch in der Entwicklung befindliche. Vielleicht könnten wir einander auf dem Weg des Werdens helfen anstatt einander um die vermeintliche Perfektion zu beneiden. Würde das nicht vielleicht sogar die Beziehungen vertiefen, weil wir einander authentischer und echter begegnen.

Jetzt nahtlos dazu überzugehen über meinen Sommer zu schreiben und den Urlaub in Italien, erscheint vielleicht als Wiederspruch zum vorher geschriebenen. Und doch war es in diesem Jahr meine Herausforderung das Gute in dieser Zeit zu finden wofür ich dankbar sein kann. Waren wir doch so viele Jahre dankbar genau an diesem Ort Urlaub machen zu dürfen, weil es zu unseren familiären Umständen passte - die Kinder hatten die Möglichkeit im feinen Sand zu spielen, im flachen Meer sicher zu baden und im Pool zu planschen. Mit einem festen Strandplatz und vorhandenem Schirm mit Liegen, mussten wir nicht auch noch, zusätzlich zu allem anderen was Kinder so brauchen, Strandutensilien mit uns mitschleppen. Es war viele Jahre ein guter Platz zur Erholung.

                   


Doch in diesem Jahr störte mich der sehr überlaufene Ort und wir hatten sehr, sehr viele Algen im Meer und das Baden darin war für mich (bin sehr empfindlich) und sogar für meinen Mann schier unmöglich. So begnügten wir uns damit uns im Pool zu erfrischen der zu unserer Anlage gehörte. Doch in der zweiten Woche wurde das Wasser klarer und wir konnten noch einige Tage das Meer genießen. Gott ist so gut zu uns! Ich hatte ihn darum gebeten mir diese Freude zu gönnen und klareres Wasser zu schenken, doch nicht wirklich damit gerechnet. Doch er hat es möglich gemacht, welch ein Wunder!

Die Hitze in diesem Jahr hat mir auch sehr zugesetzt, doch zu wissen, dass es in großen Teilen Europas und auch in Deutschland zu dem Zeitpunkt nicht anders war, ließ mich dankbar sein für die Klimaanlage, die ich zu Hause nicht gehabt hätte. So konnte ich mich in der kleinen Wohnung doch immer wieder von der Hitze draußen erholen, welch ein Segen.

Ich beschwerte mich bei meinem Mann, dass dieser Ort so gar nichts Schönes zu bieten habe und so gewöhnlich touristisch sei. Er fuhr mit mir nach Venedig - doch diese Stadt ist ja dermaßen überlaufen und voller Menschen, die großen Sehenswürdigkeiten nur mit stundenlangem Warten zu besichtigen möglich. Der Frust wollte überhand nehmen, als wir ein wenig Abseits das Leonardo da Vinci Museum entdeckten, und sofort die Möglichkeit hatten es zu besichtigen. So bekam ich meine Portion Kultur. 

                


                  



                                                  


Die Rialto Brücke in Venedig

Oh ja, er hatte es in diesem Sommer nicht leicht mit mir, mein lieber Mann 🙈 doch ich übte mich fleißig darin die guten Dinge zu entdecken an denen ich mich freuen könnte. An unserem letzten Abend dann gab es noch ein Konzert an der Promenade, mit Musik aus den 80gern und 90gern das uns gut gefiel, und einen Handwerker und Handarbeitsmarkt mit vielen schönen, kreativen Dingen an denen ich mich erfreuen durfte. Ja, der Ort gab sich alle Mühe bei mir einen positiven letzten Eindruck zu hinterlassen ;-)  Mal sehen, vielleicht kommen wir ja doch noch irgendwann einmal wieder. Doch im Moment sehne ich mich danach neue Plätze für uns zu entdecken, Schönheit an anderen Orten zu finden und vielleicht einen neuen Ort zu unserer fernen Heimat zu machen. Die große Herausforderung dabei ist, dass wir keine Abenteurer sind und immer eher zum schon vertrauten greifen. Mal sehen wie wir sie meistern werden.


Mein Schatz vom besagten Markt. Ein Geschenk meines Mannes für mich 💖



Mein spärlicher Erfolg beim Gärtnern -

- dieses Jahr wollte es irgendwie nicht wachsen, und was doch noch zu sprießen begann wurde schnell wieder von den Schnecken verputzt. Nachdem ich die Übeltäter doch noch erwischt hatte, haben es drei Rote Beeten, ein Salat und drei Möhren geschafft an Größe zuzunehmen. ich bin schon gespannt wie sie schmecken werden.


                                                


Noch ein letzter Blick in den Abendhimmel, beim Spaziergang mit meinem Liebsten. Die frische des Abends genießen und tief durchatmen, welch ein Segen.

Und dann ran an den Bücherstapel, die lese ich gerade alle parallel. Immer gerade das was dran ist. Den Roman "Das Mädchen aus Herrenhut"  habe ich im Urlaub genossen, sehr spannend aber doch leichte Lektüre. Genau richtig für einen entspannten Urlaub.

Das Buch "Freundinnen" von Ute Horn habe ich auch schon durch. Auch leicht zu lesen und in Kürze ein guter Überblick über die verschiedenen Freundinnen des Lebens und wie ich selbst eine gute Freundin für andere sein kann. 

An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an all die tollen Freundinnen die mit mir durchs Leben gehen. Schönes und schweres mit mir teilen, mir Trost und Ermutigung sind, ein offenes Ohr für mich haben, mir mit gutem Rat zur Seite stehen und mich im Gebet tragen. Was wäre mein Leben ohne euch ihr wunderbaren Frauen! 

Mittwoch, 6. Juli 2022

In Erwartung dessen was kommen wird

Es ist mal dringend an der Zeit hier etwas Staub zu wischen :-)

Lang ist es her, seit ich mich mal gemeldet habe.
Und viel ist passiert seit dem.

Je mehr sich das Leben in die alten Bahnen einfädelt, desto weniger Zeit scheint übrig zu sein und auch weniger Gedanken die sich in geschriebene Worte ergießen gönnen.

Anfang des Jahres 2019 stand es endgültig fest, dass ich wieder in meinen Job zurück muss oder ganz kündigen. Eine vorübergehende Erwerbsminderungs Rente wurde abgelehnt, das Krankengeld und weitere Maßnahmen ausgelaufen. Also versuchte ich den Wiedereinstieg in kleinen Schritten.
Es war nicht ganz einfach und durchaus herausfordernd und doch ging es besser als erwartet.
Die Kollegen nahmen mich mit viel Einfühlungsvermögen auf und machten mir den Neustart leicht.
Ich begann wieder Wurzeln zu schlagen, Zukunft zu planen, an möglichen Modellen der Zusammenarbeit zu tüfteln.  Obwohl für mich vorher fest stand, dass ich nur noch das Schuljahr zu Ende bringe und dann kündige, bröckelte mein Entschluss.

Meine Gaben und Fähigkeiten waren doch eindeutig in diesem Bereich, von Eltern und Kollegen bestätigt und selbst so empfunden, wuchs in mir das Unverständnis über den (un)nötigen Bruch.
Und doch hatte ich eine tiefe innere Gewissheit darüber, dass meine Aufgabe hier zu Ende war.
Trotzdem keimte die Hoffnung auf Wiederbelebung, mit weniger Verantwortung, dachte ich würde es möglich sein. Doch Gott hatte anderes mit mir im Sinn.
Ich wurde wieder krank und schleppte mich mit verschiedenen, nicht endenden Infekten 7 Wochen lang durchs Leben. Es schien nichts zu helfen, nicht einmal Antibiotika. Bis ich endlich kapitulierte!

Ich tat den unvermeidlichen Schritt und kündigte, schweren Herzens, offiziell meine Stelle. Meine Gesundheit stabilisierte sich daraufhin stetig, doch die Frage blieb: Was jetzt?
Einige Tage später, erzählte mir ein Freund von seiner neuen Arbeitsstelle und dass er den Eindruck habe es wäre der perfekte Job für mich, aber ich hätte ja schon eine Stelle. Völlig verblüfft erzählte ich ihm von meiner Kündigung und bewarb mich ein paar Tage später auf Grund seiner Empfehlung bei der Bildungsagentur. Unversehens hatte ich einen Monat später wieder einen Job, und probierte mich in neuen Aufgaben. Es war eine große Herausforderung, doch ich fand mich immer besser rein und gewann Freude an der neuen Aufgabe. Aber ich merkte schnell wie sehr mich auch diese Arbeit an meine Grenzen brachte und ich oft völlig erschöpft nach Hause kam. Als dann auch noch das Corona Karussell uns auf seine Fahrt mitnahm und zu starken Spannungen im Team führte, entschied ich mich in diesem Jahr, auch hier einen Schlussstrich zu ziehen. 

Jetzt finde ich mich in einer Warte und Wachstumszone wieder. Habe einige Ideen für Weiterbildungen und versuche mich im Schreiben. Habe dabei viel Zeit für meine Kinder, die sich teilweise auch gerade in Orientierungsphasen befinden. Berate, ermutige, schiebe auch manchmal und bete.
Welch ein Trost ist es für mich zu wissen, dass ein mächtiger Gott alles in seiner Hand hat und unsere Wege lenkt.

"Der Mensch plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seinen Schritt:"  Sprüche 16,9

"Gottes Wege sind vollkommen. Alle Worte des Herrn sind wahr.
Allen, die sich zu ihm flüchten, bietet er Schutz."    2.Samuel 22,31

"Gott gibt mir Kraft und macht meinen Weg sicher."   Psalm19,33

Ich will versuchen euch demnächst wieder öfter mit in meinen Alltag blicken zu lassen, in die Themen die mich bewegen oder beschäftigen. Meine neuen "Hobbys" und Überzeugungen wie zum Beispiel die Vollwert Ernährung, das Brot backen - mittlerweile auch mit Sauerteig, eine neue Sprache zu lernen, und immer wieder Bücher, Bücher, Bücher 

Schreibt gerne in die Kommentare, was euch am ehesten interessieren würde.

Ab und zu lasse ich euch vielleicht auch mal einen Blick in ein Date mit meinem Lieblingsmensch erhaschen. Seit unsere Kinder groß und selbständig geworden sind haben wir es uns zum Ziel gesetzt einmal im Monat miteinander auszugehen oder etwas besonderes zu unternehmen. Uns war es schon immer wichtig einander im Trubel des Familienalltags nicht aus dem Blick zu verlieren, doch mit kleinen Kindern war das nicht immer einfach. Jetzt hat sich die Situation zu unseren Gunsten geändert, und es sind die Kinder die uns auch mal weg komplimentieren mit der Frage wann seid ihr denn mal wieder länger weg? Wir möchten unsere Kumpel mal wieder für ein paar Tage zum zocken einladen. 
Und in diesen Sommerferien haben wir sogar zwei Wochen das Privileg Kinderfrei zu haben weil sie sich auf diversen Freizeiten befinden. Eine ungewohnte Situation plötzlich Stille im Haus zu haben, nur noch für zwei kochen zu müssen (bei zwei Söhnen über 1,80 mit dem Appetit Heranwachsender ein großer Unterschied) und keine Taxifahrten mehr zu haben. 
Das sind die kleinen Übungsphasen in denen die Kinder das Selbständig sein trainieren und wir Eltern die Zweisamkeit neu erleben, ein kleiner Vorgeschmack auf die Zeit wenn das Nest leer und das Haus still sein wird. Gut wenn man jetzt schon den Focus auf  das miteinander richtet und nicht nur ein nebeneinander lebt, das nach Wegfall der Familiären Pflichten nur noch Fremdheit und Leere hinterlässt.

In diesem Sinne, ein Gruß von der Blaubeer Route bei den Externsteinen in Horn-Bad Meinberg. Da hat es uns die Tage hin verschlagen und staunen lassen wie viele Blaubeersträucher da wachsen.





Unterwegs auf unwegsamen Wegen :-)


               






Pause am Blaubeermeer