Freitag, 28. September 2018

Unerwartete Frucht

Vor einigen Monaten wurde unser Garten komplett aufgewühlt.
Auf der einen Seite wurde eine Terrasse ausgehoben und mit dem Erdaushub der restliche Garten ausgeglichen um das abfallende Grundstück zu begradigen. Da der Bagger durch den Vorgarten auf das Grundstück fahren musste sah es um das Haus herum dementsprechend aus.
Überall aufgewühlte Erde und zerdrückte Pflanzen.
Natürlich haben wir versucht einige Pflanzen, die uns wichtig wahren, vor der Zerstörung zu retten, indem wir sie an sichere Plätze umpflanzten.
Doch die langanhaltende Hitze und der Wassermangel haben es uns schwer gemacht die Pflanzen zu retten. Bei einigen dachten wir es sei uns gelungen um dann nach unserem Urlaub festzustellen - die größte Hitze kam in unserer Abwesenheit und gab den Büschen den Rest. Wir konnten nichts mehr tun. Alle Bemühungen waren vergeblich.

Da es solange trocken war, lohnte es sich auch nicht Rasen auszusäen da er ohne ständige Bewässerung eh nicht hätte keimen und Wurzeln schlagen können.
Also arrangierten wir uns fürs erste mit der Wüste unseres Gartens.










Doch mit der Zeit sprossen immer mehr Pflanzen ganz von selbst aus dem Boden. Löwenzahn, Disteln und sonstiges Unkraut - das ist ja klar, was man nicht braucht wächst ohne jedes Zutun, pflege oder Wasser. 
Doch dann entdeckten wir noch mehr.
Wassermelonen, Topinambur, Physalis - und unsere Augen wurden groß.
Keine Ahnung wer uns diese Samen in den Garten getragen hat - die Vögel, der Wind oder vielleicht sogar die Kinder. Doch eines wussten wir, sie waren ganz ohne unser Zutun gewachsen und entwickelten unerwartete Frucht.



Ob sie je genießbar sein wird bezweifle ich, da die Pflanzen erst spät im Sommer zu wachsen begannen. Doch darf ich erleben das manches einfach wächst weil der Schöpfer es so angelegt hat. Bestimmte Pflanzen fähig gemacht hat mit wenig aus zukommen und doch Frucht zu bringen und bei anderen wiederum nützt die größte Mühe nichts - sie gehen ein wenn sie nicht die Fülle haben oder die richtigen Bedingungen.
Vielleicht passte die Bodenbeschaffenheit nicht.
Vielleicht der Platz.
Vielleicht das Wetter.
Vielleicht der Zeitpunkt.

Mich lässt dieses Bild nicht los!
Immer wieder sehe ich die wachsende Wassermelone und den vertrockneten Strauch und frage mich was soll ich daraus lernen?
Was will Gott mir damit sagen?
Ich spüre deutlich, dass es eine wichtige Lektion sein kann.

Darum schaue ich auf mein Leben, die Bereiche in die ich investiere und doch nicht voran komme und dann sind da Dinge die scheinbar ganz von allein wachsen, ohne mein Zutun, und trotzdem Frucht bringen.

Im Sommer Urlaub im Süden zu machen, das ist der große Luxus den wir uns fast jedes Jahr gönnen. Und wir glaubten, dass es auch für unsere Kinder der Höhepunkt des Jahres ist.
Wir investierten in die Bequemlichkeit und den Komfort - Wohnung mit großer Terrasse, Klimaanlage und Pool. Am Strand noch einen zweiten Schirm Platz - damit ja alle zufrieden und glücklich sind.



Und doch war die Spannung in der zweiten Woche kaum auszuhalten. Immer häufiger Streit und Unzufriedenheit aufgrund der engen Wohnverhältnisse, des nicht immer Algen freien Wassers, der andauernden Hitze und der mangelnden Abwechslung.
So sehr wir uns bemüht hatten den Urlaub für alle schön zu gestalten, drifteten die Erwartungen und die Möglichkeiten zusehr auseinander und die erwartete Frucht der Erholung und Entspannung blieb weitestgehend aus.
Das Urlaubs Modell, das wir seit Jahren haben, konnte diese Jahr nicht mehr zum Ziel führen weil sich die beteiligten Personen mittlerweile zu sehr verändert haben. Es ist nicht mehr das selbe ob mann mit vier kleinen Kindern oder vier Teens in den Urlaub fährt.




Wir werden neues aussäen müssen um positive Früchte zu bekommen, denn den alten Strauch einfach umzupflanzen - wie wir es letztes Jahr mit Kroatien versucht haben - funktioniert auch nicht.


Dann ist da noch meine Gesundheit Situation.
Seit drei Jahren kämpfe ich mit der Begrenzung meiner Kraft, versuche wieder arbeitsfähig und belastbar zu werden. Doch es geht zwei Schritte vor und einen oder mehr zurück. Langsam spüre ich positive Veränderung aber es geht nur im Schneckentempo voran.
Doch Gott nutzt die Zeit um mich in die Tiefe zu führen. Meinen Verletzungen, alten Wunden und negativen Verhaltensmustern auf den Grund zu gehen. Beziehungen zu klären und Krafträuber zu eliminieren.
Es ist nicht die Frucht die ich angestrebt habe, und doch ist sie um Weiten wichtiger weil sie mich frei macht und mich zum positiven verändert.

Eigentlich würde ich mich jetzt in Geschäftigkeit verlieren weil heute geputzt werden muss und Kuchen gebacken - denn morgen erwarte ich an die 20 Gäste um die Geburtstage meiner Kinder zu feiern. Und doch sitze ich hier und tippe weil ich das starke Gefühl hatte, das hier jetzt aufschreiben zu müssen.
Und vielleicht sitzt du jetzt an deinem Bildschirm und ließt mein Geschreibsel und es ist genau das Wort für dein Herz.
Dann freue ich mich über diese unerwartete Frucht.
Gott säte sie aus, und darum braucht es mein Zutun nicht mehr um genau das zu tun - Frucht zu bringen!

Sei gesegnet und lass die unerwartete Frucht zu!



Und ich würde mich freuen wenn du mir hier vielleicht eine kurze Nachricht da lässt :-)




Montag, 3. September 2018

Freiraum

Ich liebe Bilderbücher!
Habe ich das schon mal erwähnt?

Vor einer Woche war es endlich soweit, wir konnten unsere Möbel im Wohnzimmer aufstellen und die fast letzten Kisten, hauptsächlich gefüllt mit Büchern, CD`s und Filmen, auspacken.  Dabei musste ich feststellen, dass das Regalbrett für meine Bilderbücher zu klein geworden war.
Meiner Meinung nach hatten sie vor dem Umzug noch alle hinein gepasst und mussten sich auf ach so wundersame Weise vermehrt haben.
Der trockene Kommentar meines Mannes war: "Du kannst dir keine Bücher mehr kaufen, das Regal ist voll!" -  "Na das werden wir noch sehen." Habe ich mir gedacht. Da werden sich doch Lösungen finden lassen.


Mein neustes Schätzchen, das ich mir vor einigen Wochen gegönnt habe, hat mich schon im Laden beim Probelesen voll gepackt. Denn die schönsten Bilderbücher sind süße Geschichten für Kids mit viel Tiefgang für Muttis ;-)


Und so eine Geschichte fand ich in diesem Buch.
Tilda Apfelkern, die kleine weiße Maus, beschloss eines Tages einen unbenutzten Raum in ihrem verwinkelten Haus zu renovieren und in Gebrauch zu nehmen.
Alle ihre Freunde eilten herbei um ihr beim Renovieren zu helfen und der Raum wurde genauso schön wie Tilda ihn sich vorgestellt hatte.

"So ein leeres Zimmer war wie ein ganz neuer Anfang. Alles war möglich und kaum etwas unwahrscheinlich. Ja, beinahe konnte Tilda ihren neuen Raum flüstern hören: Komm schon, lass uns etwas Besonderes aus mir machen."
                        Andreas H. Schmachtel aus Tilda Apfelkern und die Freunde vom Heckenrosenweg

Jetzt stand allerdings die Frage im Raum WIE sie diesen Raum denn jetzt nutzen wolle.
Ihre Freundin Molly versuchte mit Ideen und Rat zu helfen und so gingen sie die verschiedenen Möglichkeiten durch:
- Ein Schlafzimmer könnte es doch werden, aber da hatte Tilda doch schon eins in dem sie sooo gut 
  schlief
- Oder vielleicht eine Bibliothek - aber Tilda war der Meinung, dass sie die Bücher in verschiedenen
  Räumen bräuchte z.B. die Kochbücher in der Küche
- Ein Nähzimmer war Mollys Lieblings Idee, aber Tilda fand sie würde nicht genug Nähen um ein
  extra Zimmer dafür zu brauchen
- es kamen noch einige andere Ideen auf die Tilda aber alle als nicht brauchbar verwarf
- und dann beschloss sie den Raum einfach leer zu lassen, sozusagen als Freiraum

Sie holten sich eine Decke und zwei Kissen, ließen sich inmitten des sonnendurchfluteten Zimmers nieder und machten ein Picknick. Sie hätten dieses Picknick auch überall anders machen können, aber dieser Freiraum war so schön geworden, dass sie es auch gleich hier machen konnten.

Wie wunderschön! Ein Freiraum der nicht gleich wieder vollgestopft wird mit Wichtigem und Dringendem, sondern einfach Freiraum sein darf für Schönes, für Beziehung, für Leben und Freude.
Diese Geschichte hat mich so tief berührt, da werdet ihr wohl verstehen, warum ich dieses Buch nicht im Laden lassen konnte.
Dabei wollte ich es aber nicht belassen. Ich nahm mir vor bewusster nach solchen Freiräumen in meinem Alltag ausschau zu halten und sie auch mit Schönem füllen lassen, mit Zeit in der meine Seele atmen kann und mein Herz aufblühen. Am liebsten mit einem Menschen der mir der liebste auf der Welt ist.

In der ersten Ferienwoche ergab sich dann so ein Freiraum.
Die Kinder auf diversen Freizeiten verteilt, hatten wir plötzlich einen ganzen Tag für uns zu zweit.
Wir mieteten uns zwei E-Bikes und machten uns ,zuerst mit dem Auto, auf den Weg zur Weser.
Dort angekommen schwangen wir uns in die Sattel und radelten auf dem Weserradweg von Porta Westfalica Richtung Petershagen los. So mitten in der Woche war auch gar nicht so viel los. Die Sonne schien vom Wolkenlosen Himmel, was sie in diesem Jahr doch schon recht oft getan hat, und ein angenehmer Wind machte den Tag herrlich angenehm.






Das Highlight des Tages war unser Picknick direkt am Wasser auf einer menschenleeren Wiese.
Ein kleines Nickerchen im Schatten eines Baumes und die gemeinsam genossene Zeit mit meinem Lieblingsmensch. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten und den Moment festgehalten.
Doch auch diese Zeit ging zu Ende und wir mussten wieder in die Sattel und zurück zu unserem Auto, in unsere Stadt, in unseren Alltag.







Entdeckst du hier das Storchennest


Die Störche von Petershagen



Und doch sind solche gut genutzten Freiräume die Quellen, die unseren Alltag mit schönen Erinnerungen und positiven Gefühlen speisen und Beziehungen stärken die uns im Alltag tragen.

Denn all das Wichtige und Dringende nimmt uns dann ganz von alleine wieder in Beschlag.
Aufgaben und Verpflichtungen, Beruf und Haushalt, Geburtstage und Abschiede, Gartenarbeit und Renovierung.

Der Sommer ist nur so dahin geflogen mit seinen langen Abenden an denen es endlich mal etwas erträglicher wurde mit der Hitze und man sich wieder raus auf die Terrasse traute.
Den späten Frühstücken weil man nach durchschwitzten Nächten erst in den Morgenstunden in den Schlaff zu finden schien.
Den entspannten Urlaubstagen in denen man faul im Schatten Bücher las und Eiskaffee schlürfte.

Und schon ist es wieder Zeit die Schultaschen zu packen und sich an das frühe Aufstehen zu gewöhnen. Passend zum Schulstart sind auch die Temperaturen etwas abgekühlt. Die Köpfe werden jetzt vom Lernen und Denken heißlaufen, da ist eine niedrigere Außentemperatur doch schon recht hilfreich.

Und ich halte Ausschau nach dem nächsten Freiraum.
Einem Freiraum der mit Schönheit, Gemeinschaft und Freude gefüllt werden möchte.

Und hoffe ihr findet diese Freiräume in eurem Alltag auch.

Mein neuer Lieblingsplatz